Geschichte des Artillerie-Waffenplatzes Thun

17. August 1818 Tagsatzung beschloss in Thun eine Eidgenössische Zentral-Militärschule zu errichten.

1819 bis 1940 Ausbildung von Artillerie-Rekruten

1819 bis 1945 Ausbildung von Artillerie-Offizieren

01. August 1819 Eröffnung der Eidgenössischen Zentral-Militärschule

  • Als Übungsgelände diente die Allmend
  • Als Kaserne das Kornhaus im Bälliz
  • Es wurden Kader der Artillerie und der Genie ausgebildet
  • ab 1828 auch die Generalstabsoffiziere, sowie die Kader der Infanterie, Kavallerie und Scharfschützen

Als Direktor der Militärschule wirkte der Luzerner Artillerie-Oberst Jost Göldlin von Tiefenau. Erste Hauptinstruktoren waren der Artillerist Salomon Hirzel aus Zürich und der Ingenieur Henri Dufour aus Genf (beide im Range eines Hauptmanns).

1841 Die Eidgenossenschaft kauft die Thuner Allmend

1819 bis 1964 Das Kornhaus im Bälliz diente als Kaserne

1864 Artillerie-Kaserne wird gebaut, die Mannschaftskaserne war auf eine Kapazität von 1162 Personen ausgelegt, Stallungen waren für 400 Pferde gebaut.

01. Juli 1915 Aufnahme des militärischen Flugbetriebes auf der Thuner Allmend

1924 Der Baranoff-Apparat wird in der Mannschaftskaserne eingebaut

Beginn Zweiter Weltkrieg Thun war der wichtigste Waffen- und Schiessplatz der Artillerie. Noch bis 1940 waren jährlich zwei Gebirgs- und Feldartillerie-Rekrutenschulen und die Offiziersschule in Thun stationiert. Die immer schwierigeren Verhältnisse für das Schiessen auf der Allmend führten schliesslich zur Verlegung der Artillerie-Schulen nach Bière, Frauenfeld und Monte Ceneri.

1939 Beginn der Ausbildung für die Leichtpanzer „Vickers-Carden-Loyd“ und „Praga“

1940 Die Dufourkaserne wird eingeweiht

1945 Letzte Artillerie-Offiziersschule

15. Mai 1946 Ausrüsten mit Schiessausbildungsgeräten „Projektar“

1947 Beginn der Ausbildung für die Panzerjäger „G 13″

1952 Beginn der Ausbildung resp. Umschulung für die Panzer“AMX“, die als LPz 51 bezeichnet wurden

1955 „Centurion“-Ausbildung in den ehemaligen Flugzeug-Hangars

Ende 1955 Einstellung des Militärflugplatzes Thun

1962 Beginn der Ausbildung für die Panzer 61 und 68

1977 Ausserdienstsetzung der Schiessausbildungsgeräte“Projektar“

1978 Der Baranoff-Apparat wird ausser Dienst gestellt und ausgebaut

28.03.1980 Einweihung des Ausbildungszentrums für Panzertruppen

1987 Beginn der Ausbildung für den Panzer Leopard 2

01.11.2005 Der Lehrverband Panzer und Artillerie bezieht den Standort Thun

01.06.2006 Ausbildung von Artillerie-Offizieren in der Panzer und Artillerie Offiziersschule 22

28.05.2008 Übergabe der Artillerieausbildungsanlagen (INTAFF, FARGO und Wet D) an das Kdo MAZ Thun

Geschichte des Waffenplatzes Thun

Von Brigadier zD Herbert Wanner (1988)

Mit der Besetzung unseres Landes im Jahre 1798 durch die französischen Truppen begannen für das verträumte Aarestädtchen Thun turbulente Zeiten. Im Rahmen der neuen helvetischen Republik hatte General Brune die Bildung des Kantons Oberland verfügt und Thun als Hauptort bestimmt. Der neue Kanton musste für die helvetische Legion sein Kontingent in der Stärke von zwei Bataillonen stellen. Zwölf Abteilungen Rekruten zu je 175 Mann sollten monatsweise in Thun geschult werden und gleichzeitig als Garnison der Stadt dienen. Wenn auch dieses Programm nur sehr lückenhaft durchgeführt werden konnte, weil viele der Einberufenen entweder desertierten oder gar nicht ausgerüstet werden konnten, so entstand doch im Städtchen Thun, das damals rund 1’500 Einwohner und nur 120 Wohnhäuser zählte, ein Bild wilden Soldatenlebens ohne Zucht und Ordnung. Es fehlte jeder Geist eines staatlichen Zusammenhaltens und zudem stellte sich bald heraus, dass der neue Kanton und sein Hauptort politisch und wirtschaftlich restlos überfordert waren. Besonders schlimm war die Lage in bezug auf die Einquartierung der Truppen, strömten doch zusätzlich zu den oberländischen Kontingenten zahlreiche französische Besatzungstruppen vom Lande in das bequemere und lebenslustigere Städtchen. Als Unterkunft der Truppe konnte vorerst einzig der untere Boden des Kornhauses Bälliz zur Verfügung gestellt werden. Die restliche Truppen quartierten sich in Wirtshäusern und Privathäusern auf Kosten der Stadt ein. Es war ein Glückfür Thun, dass mit der Mediationsakte von 1802 die Wiedervereinigung des Oberlandes mit dem kanton Bern erfolgte, nicht zuletzt auch darum, weil damit die Stadt Thun von den Belastungen als Garnisonsstadt und vor allem den Bedürfnissen zum Bau einer Kaserne, voresrt mindestens, entbunden wurde. Mit dem Bundesvertrag von 1815 fand die Eidgenossenschaft ihren Weg zur Eigenständigkeit und Unabhänigigkeit zurück. Es wurde aber auch erkannt, dass die Armee ein wesentliches Element der staatlichen Einigkeit bilden kann. Man bem¨hte sich in der Folge, sie als Trägerin des eidgenössischen Gedankens dienstbar zu machen. Das eidgenössische Militärreglement vom 20. August 1817 sah eine Armee mit kantonalem Gepräge im Frieden und mit eidgenössischem Charakter im Kriege vor. Der Tagsatzung wurde die Pflicht überbunden, die Bewaffnung und Ausbildung der kantonalen Truppen zu beaufsichtigen. Das bedeutete die Bereistellung des notwendigen Materials für die Ausrüstung und Bewaffnung sowie der Ausbildungs- und Übungsplätze. Die Tagsatzung von 1817 genehmigte in diesem Zusammenhange einen Organisationplan zur Bildung einer Zentralschule und bewilligte einen jahreskredit von 20’000 Franken. Die Zentralschule sollte 8 Wochen dauern und für die Offiziere und Unteroffiziere der Artillerie und der Genietruppen obligatorisch sein. Nicht einfach gestaltete sich die Wahl eines geeigneten Standortes für die künftige Schule. Vorerst wurden Lenzburg, Bern, Zürich und Luzern vorgeschlagen, von Thun sprach niemand. Dass dann jedoch auch noch Thun in die Wahl einbezogen wurde, war nicht allein militärischen Überlegungen zu verdanken. So fand man einen Ausweg aus der hartnäckigen Rivalität zwischen den Ständen Luzern, Aargau und Zürich. Entscheidend aber waren schliesslich doch das Vorhandensein von zweckmässigen Einrichtungen für das Unterbringen der Wehrmänner und des Materials, die in unmittelbarer Nähe davon verfügbaren Ausbildungsplätze und nicht zuletzt die zentrale Lage für die sogenannten Artillerie-Kantone, also die Kantone, welche die Artillerie für die Armee stellten. Am 17. August 1818 wurde Thun mit 19 Stimmen, ohne die grollenden Zürcher und Aargauer und die das Referendum vorbehaltenen Waadtländer, als Standort der neuen Zentralschule gewählt und die Regierung des hohen Standes Bern beauftragt, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Diese bestanden insbesondere in den umfangreichen und schwierigen Verhandlungen zwischen der vom Kriegsrat von Bern eingesetzten Spezialkommission unter dem Vorsitz des ARtillerieinspektors Oberst von Lutenau und den Behörden der Stadt Thun, die schliesslich am 23. Juli 1919 zu einem Vertrag führten.

Die Eidgenössische Zentral-Militärschule 1819-1874

Die feierliche Eröffnung der Schule erfolgte nach einem Gottesdienst in beiden Konfessionen und einem Umzug unter Klängen der von der Stadt gestellten Feldmusik auf die Allmend beim neu aufgeworfenen Polygon, dem Stellungsraum für die Artillerie. Nach dem Vorbeimarsch vor dem Oberinspektor der Eidgenössischen Artillerie, Oberst von Luternau, wurde den aufgebotenen 47 Offizieren und 158 Unteroffizieren aus 19 Kantonen und der teilnehmenden grossen Volksmenge, nach einer gehaltvollen Ansprache, die von der Tagsatzung ernannte Leitung der Schule vorgestellt. Zum ersten Direktor war der Luzerner Artillerie-Oberst Jost Göldlin von Tiefenau ernannt worden. Seine Hauptinstruktoren waren Artillerie-Hauptmann Salomon Hirzel aus Zürich und der Eidgenössische Ingenieur-Stabshauptmann Henri Dufour aus Genf. Dieser war allerdings von der Eidgenössischen Aufsichtsbehörde nur für ein Probejahr eingestellt worden wgen seiner Unkenntnis der deutschen Sprache. In diesem Zusammenhange ist interessant festzustellen, dass in der Schule immer wieder der Sprachenstreit aufflackerte. 1833 erteilte die Tagsatzung der Militäraufsichtsbehörde auf Wunsch der Gesandtschaft von Schaffhausen den Auftrag, in der Militärschule Thun den Unterricht nicht mehr ausschliesslich in französischer Sprache zu erteilen. Dank seiner Fähigkeiten wurde Dufours Einstellung bestätigt. Und bereits 1820 wurde er gemeinsam mit Hirzel zum Oberstleutnant und 1827 zum Eidgenössischen Obersten befördert. Aus Gesundheitsgründen musste Oberst Gölflin 1828 um seine Entlassung nachsuchen. Er wurde durch Oberst Rudolf von Büren, Mitglied des Kleinen Rates der Stadt und Republik Bern, ersetzt. Zu den Schülern Dufours gehörte auch der spätere französische Kaiser Napoleon III. Dieser lebte damals bei seiner Mutter, der Königin Hortense, auf Schloss Arenenberg im Thurgau. Nachdem die Tagsatzung 1826 festgelegt hatte, dass auch Ausländer nach besonderer Genehmigung durch die Militär-Aufsichtsbehörde an der Militärschule teilnehmen konnten, trat der damals 22-jährige Prinz im Jahre 1839 in die Schule ein. Er fasste grosses Vertrauen in seinen Lehrer Dufour, und die beiden wurden in der Folge gute Freunde. 1834 wollte Napoleon am ausserordentlichen Bundeslager von Thun teilnehmen. Er richtete ein entsprechendes Gesuch an die Berner regierung um Zuteilung zum bernischen Kontingent. Dem Gesuch wurde entsprochen, und Napoleon wurde am 7. Juli 1834 zum bernischen Artillerie-Hauptmann ernannt. Seine Verbundenheit mit unserem Lande und mit dem späteren General Dufour wirkten sich auch politisch aus. So weigerte sich die Eidgenossenschaft im sogenannten Prinzenhandel von 1836-38, trotz der Kriegsdrohung Frankreichs, Napoleon als Thurgauer Bürger auszuliefern. Andererseits vermittelte Kaiser Napoleon im Neuenburger-Handel 1856/57 zwischen der Eidgenossenschaft und Preussen. 1865 stattete Napoleon nochmals dem Städtchen Thun einen Besuch ab und besichtigte vor allem auch die neu erstellte Kaserne. Neben General Dufour, der 1848 Ehrenbürger von Thun wurde, leisteten auch die späteren Generäle Herzog und Wille jahrelang Dienst auf dem Waffenplatz Thun. Wille wohnte als Artillerie-Instruktor von 1872 bis 1883 in Thun und war sogar für kurze Zeit Mitglied des Thuner Gemeinderates. ÏUbrigens war auch General Guisan eng mit dem Waffenplatz und der Stadt Thun verbunden, die ihn 1945 zum Ehrenbürger ernannte. Für die Schule, die bereits 1828 auf die Teilnahme der Generalstabsoffiziere und die Kader der Infanterie, Kavallerie und der Scharfschützen erweitert worden war, spielte die Frage der Unterkunfts- und Ausbildungsräumlichkeiten eine immer grössere Rolle. Die Offiziere waren in Privatwohnungen untergebracht und kamen vorerst zum gemeinsamen Essen ins Hotel Freienhof, wo der Schule durch die Stadt ein Hörsaal zugewiesen worden war. Übrigens wurde immer wieder auf das gute Verhältnis zwischen der Schule und den Einwohnern sowie den Stadtbehörden hingewiesen, abgesehen von einzelnen störenden Disziplinlosigkeiten, vor allem bei den gelegentlich dem Alkohol zu sehr zusprechenden Hilfsmannschaften. Dazu trug eine klare Abgrenzung der Gerichtsbarkeit zwischen der Schule und den ausserordentlichen Anlässen, wie etwa den Übungslagern, wesentlich bei. Die Erstellung einer Kaserne auf dem Waffenplatz Thun drängte sich jedenfalls dringend auf, auch wenn das von den Einquartierungen in der Stadt profitierende Gewerbe davon keineswegs begeistert war. Bereits im Jahre 1849 liess der Bundesrat durch das Militärdepartement den Plan einer Kaserne für eine maximale Belegung von 4’000 Mann ausarbeiten. Aber erst 1863 wurden schliesslich die Kredite für den Bau der Kaserne mit Zusatzgebäuden in der Höhe von 850’000 Franken bewilligt. Nach der Vollendung des Baues fasste die Kaserne 1162 Mann und die Stallungen boten Platz für 400 Pferde. Die endgültigen Kosten beliefen sich auf 1’158’508 Franken.

Es ist eine Tatsache, dass die thuner Miltärschule für die ganze Entwicklung unseres Wehrwesens von entscheidender Bedeutung war. Die Berichte der Militär-Aufsichtsbehörde über die Schule wurden von der Tagsatzung eingehend geprüft und diskutiert. Damit konnte die Schule ihren Einfluss geltend machen, insbesondere im Hinblick auf das Verständnis und die Einsicht zur Notwendigkeit einer einheitlich geschulten und ausgerüsteten eidgenössischen Armee. Daneben setzte sie sich ein für die bessere Erfüllung der Pflichten durch die Kantone, sei es in der Vorbereitung und Schulung der Teilnehmer und der kantonalen Kontingente, sei es in der Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung und Bewaffnung, oder sei es in der Kommandierung der Teilnehmer und Hilfsmannschaften der Schule. So wurde auch der Wunsch nach einer einheitlichen Uniform der Truppe an der Tagsatzung von 1840 ernsthaft geprüft. Wenn es damals noch zu keinem Beschluss kam, fand doch dieses ANliegen zunächst ihren Ausdruck in der Einführung der einheitlichen eidgenössischen Armbinde mit dem Schweizer Kreuz.

Mit der Militärorganisation von 1850 erfolgte ein wesentlicher Schritt zur Schaffung einer Armee auf eidgenössischer Ebene, doch wurde die Realisierung erst 1874 mit der Einführug der allgemeinen Wehrpflicht möglich.

Die kantonalen und eidgenössischen Übungslager

Die im Militärreglement von 1817 vorgeschriebenen Truppenzusammenzüge oder „Übungslager“ fanden alle zwei Jahre statt. Es handelte sich dabei um Gefechtsexerzieren der einzelnen Truppen- und Waffengattungen, um die Schulung im taktischen Einsatz und schliesslich um eigentliche Manöverübungen. Dabei fanden sowohl Übungslager der kantonalen Kontingente als auch kombinierte Übungen mit Teilnahme von Kontingenten aus mehreren Kantonen statt. Von den 14 Übungslagern von 1820 bis 1852 mit Beständen bis zu 5’000 mann fanden deren sechs in Thun und Umgebung statt. Für die bernischen Übungslager sah die kantonale Militärordnung den Zusammenzug des AUszuges aller Truppengattungen aus je zwei Militärkreises des Kantons vor, was einem Bestand von etwa 2’000 bis 3’000 Mann und 200 bis 300 Pferden entsprach. Die kantonalen und eidgenössischen Übungstruppen, die teilweise in langen Fussmärschen die Übungsräume erreichten, bezogen Unterkunft in Zeltlagern.

Neben der Möglichkeit des Einsatzes der Militärschule für die Vorbereitungen und die Durchführung der Übungslager boten diese dem Gewerbe der Stadt einen recht erheblichen Gewinn. Weniger positiv allerdings lauten die verschiedenen Berichte über den militärischen Gewinn dieser Lager, vor allem zu Beginn. „Die Armee bedurfte jedoch der Erfahrungen, um sich ihrer selbst bewusst zu werden“, lautete die richtige Folgerung aus einem Bericht über eines der eidgenössischen Übungslager. Insbesondere die Durchführung der eidgenössischen Übungslager in Thun und seiner Umgebung, verbunden mit der Rolle, welche die Militärschule auf eidgenössischer Ebene spielte, stempelten die kleine Aarestadt Thun immer mehr zum bedeutendsten Waffenplatz des jungen Bundesstaates. Das rapide Anwachsen der Bevölkerung der Stadt und vor allem auch die Errichtung der kantonalen und eidegnössischen militärischen Anlagen und Bauten auf dem Waffenplatz Thun liessen denn auch nicht lange auf sich warten.
Noch vor dem Bau der Kaserne, die im Jahre 1864 bezogen werden konnte, wurden zahlreiche Unterkünfte, Stallungen und Einstellgebäude für Fuhrwerke und Geschütze gemietet, gekauft oder erstellt. Im Jahre 1841 erwarb die Eidgenossenschaft von der Burgergemeinde Thun die untere Allmend zum Preis von 150’000 Franken. Gleichzeitig liess sie jenseits der Aare die sogenannte Kalberweid für eine spätere Verwendung zusichern. Zur gleichen Zeit erbaute die Burgergemeinde auf dem Graben, im Bereich der heutigen Aarestrasse, ein Teitschulgebäude und 1846 zusätzliche Stallungen für 130 Pferde. Mit der Militärorganisation von 1874 wurde der Übergang zum Bundesheer und zur allgemeinen Wehrpflicht verwirklicht. Damit hing aber auch eine feste Organisation der Truppenverbände und die Übernahme des gesamaten Unterrichts und der Bewaffnung durch den Bund zusammen. Zudem waren tiefgreifende Massnahmen im Hinblick auf zweckmässige Ausbildungsanlagen, Beschaffung von neuen Waffen und Geräten sowie deren Unterhalt nötig. Da das Hauptkontingent der eidgenössischen Truppen, vorweg die Artillerie, auf dem Waffenplatz Thun ausgebildet wurde und weil diese Truppen über ein umfassendes Material verfügten, stellte sich die Frage, ob die notwendigen Anlagen zentral oder dezentral errichtet werden sollten. Die Bundesversammlung entschied sich im Jahre 1861 für eine zentrale Lösung und wählte Thun als Standort. Die Gründe zu diesem Entscheid waren ebenso vielfältig wie überzeugend. So lag es nahe, die Werkstätten in Truppennähe zu legen. Und mit der Eröffnung der Station Thun der Schweizerischen Zentralbahn im Jahre 1859 verfügte Thun jetzt über günstige und leistungsfähige Bahnverbindungen. Die Stadt Thun konnte sich auch über genügend Landreserven für die zu erstellenden Anlagen ausweisen und zudem waren bereits erste ANlagen für Werkstätten vorhanden.
Schliesslich erachtete man die Lage von Thun als weitgehend vor feindlicher Einwirkung geschützt und strategisch günstig. Demzufolge entschloss sich die Eidgenossenschaft, die Gebäulichkeiten und Werkstätten der Eidgenössischen Abteilung für Kriegsmaterial auf der vorderen Allmend sowie in der Nähe der Aare und beidseits der Geleiseanlagen der Zentralbahn zu erstellen.

Die eidgenössischen Anstalten und Betriebe

Einen massgeblichen Einfluss auf den Entscheid der Bundesversammlung von 1861 zur Erstellung eines Feuerwerkslaboratoriums und einer mechanischen Werkstätte in Thun übte der spätere General Hans Herzog aus. In seiner STellung als Präsident der Artilleriekommission und Inspektor der Artillerie hatte er seinem vorgesetzten Departementschef, Bundesrat Stämpfli, den ANtrag zur Errichtung der Bundesbetriebe gestellt. Oberst Herzog begründete den ANtrag folgendermassen: „So lange, bis wir keine eidgenössische Construktionswerstätte haben, bleiben wir immer à la merci jedem beliebigen Giesser oder Handwerker, der unsere Bestellungen gerade dann ausführen kann, wie die Erfahrung lehrt, wenn es ihm wohlgefällt.“ „Kanonenhans“, wie Herzog mit Beinamen genannt wurde, war aber auch die treibende Kraft in der so dringend benötigten Verbesserung der Artillerie. Unter ihm folgte der Übergang von den glatten zu den gezogenen Vorderladergeschützen und von diesen zu den vorerst bronzenen und nachher gussstählernen Hinterladerngeschütze. Gleichzeitig fanden erhebliche Entwicklungen und Verbesserungen in der Herstellung von Munition und Zubehörteilen für Waffen und Geräte statt, die ohne die eidgenössischen Betriebe kaum möglich gewesen wären. Aus den bereits 1857 bestehenden Anlagen, die als Pulver- und Werkzeugmagazin bezeichnet wurden, entstanden in den Jahren 1862/63 im Gebiet zwischen Aare und der Allmendstrasse das Feuerwerkskaboratorium und die Munitionskontrolle. Im Jahre 1874 wurde aus dem Feuerwerkslaboratorium, oder auch kurz „Labi“ genannt, die Eidgenössische Munitionsfabrik M+F, und aus der mechanischen Werkstätte wurde die Eidgenössische Kontruktionswerkstätte K+W. Innert kurzer Zeit erfuhren die beiden Betriebe einen baulichen und personellen Ausbau. Hatte die K+W im Jahre 1863 mit einem Besatnd von 12 Mann ihren Betrieb aufgenommen, so arbeiteten dort vor dem ersten Weltkrieg bereits über 440 Mann und während der Kriegsjahre über 1’200 Mann. Ähnlich sind die Zahlen für die Munitionsfabrik. Von 120 Mann im Jahre 1867 wuchs die Belegschaft bis zum Ersten Weltkrieg auf das Sienfache an. Neben den baulichen AUswirkungen auf die Stadt Thun erfolgte gleichzeitig eine starke wirtschaftliche und industrielle Entwicklung. So wurden im Jahre 1895 die Schweizerischen Matallwerke Selve&Cie in Thun gebaut. Sie lieferten schon damals den Bundesbetrieben, vorweg der Munitionsfabrik, Bestandteile für ihre Produktionen. Nach einem Tiefstand der Beschäftigung in den beiden wichtigsten Bundesbetrieben nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte ein rasanter Aufstieg in der Mitte der dreissiger Jahre, der seinen Höhepunkt im Jahre 1942 erreichte. In diesem Jahr beschäftigte beispielsweise die K+W 1’574 Personen. Aber auch die während des Zweiten Weltkrieges und seither erfolgte rasante technische Entwicklung wirkte sich auf die Arbeit der Bundesbetriebe aus. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es kaum eine truppengattung unserer Armee gibt, für die nicht Studien, Prototypen oder Serienfertigungen durch die K+W ausgeführt worden sind. Ihre wichtigsten Arbeitsgebiete waren der Bau von Geschützen, Flugzeugen und Panzern. In allen diesen Betrieben haben die Bundesbetriebe in Thun hervorragende Arbeit geleistet, die von einem erstaunlichen Pioniergeist Zeugnis ablegt.
Das Bild des täglichen Lebens unserer Stadt, ihrer Umgebung und auf den Ausbildungsplätzen wurde während rund hundert Jahren massgeblich durch das Pferd geprägt. Wir haben bereits festgestellt, dass die Burgergemeinde Thun im Jahre 1841 die Verpflichtung übernommen hatte, für die Zentralmilitärschule eine gedeckte Reitbahn zu erstellen. Diese wurde 1846 durch den Bau von Stallungen ergänzt. Nachdem mit dem Bau der neuen Hauptkaserne auf der Allmend und auf dem Areal des heutigen „Munimärit“ neue Stallungen errichtet worden waren, wurden die Gebäulichkeiten an der Aarestrasse als neue Pferderegieanstalt eingerichtet und bezogen. Es war im Jahre 1850, als die Eidgenossenschaft hier vorerst etwa 30 Freiberger-Pferde hielt, um sie im Sommer den verschiedenen Schulen und Kursen zur Verfügung zu stellen.
Zur Zeit, als das erste Reglement über die Verwaltung der Eidgenössischen Pferderegieanstalt im Jahre 1864 erlassen wurde, betrug der Bestand bereits 120 Pferde der verschiedensten Rassen, hauptsächlich aus der Normandie, aus Norddeutschland und aus Ungarn. Später beschränkte sich die Beschaffung vor allem auf Irland. Mit dem raschen Ansteigen des Bedarfes an Reitpferden für die Armee drängte sich eine massive Erweiterung der Anlagen in Thun auf. Auf Grund der Botschaft des Bundesrates vom 2. Juli 1870 an die Bundesversammlung entstanden die Anlagen für die neue Pferderegieanstaöt in Schwäbis. In den Gebaülichkeiten an der Aarestrasse wurde die Pferdekurieranstalt eingerichtet. Mit der Regiebrücke im Schwäbis wurden 1882 die neuen Anlagen mit den alten Reithallen und Stallungen bei der Kaserne und dem „Munimärit“ verbunden. Ab 1913 wies die Pferderegieanstalt einen Bestand von über 1’000 Regiepferden und etwa 200 Artillerie-Bundespferden auf und beschäftigte rund 250 Personen. Im Jahre 1937 wurde die Regieanstalt dem Waffenchef der Leichten Truppen unterstellt, und 1950 wurde sie nach hundertjährigem Bestehen mit der Militärpferdeanstalt in Bern verschmolzen. Die Analgen im Schwäbis übernahm die Direktion des Armeemotorfahrzeugparks – eine bedeutende und interessante Epoche des Waffenplatzes Thun war abgeschlossen.
Das Eidgenössische Zeughaus Thun erhielt 1868 in der Person des Artillerie-Stabsmajors August Müller seinen ersten hauptamtlichen Verwalter. Bereits 1857 war er Verwalter des sogenannten Kriegsdepots Thun, dem Vorgänger des Zeughauses. Der stets wachsenden Belegung auf dem Waffenplatz Thun entsprechend, erfuhren das Eidgenössische und das Kantonale zeughaus ständige Erweiterungen in baulicher, materieller und personeller Hinsicht.
Das gilt in besonderem Masse auch für den Armeemotorfahrzeugpark in Thun. Die Motorisierung grosser Teile unserer Armee liess den AMP innert kurzer Zeit zu einem Grossunternehmen anwachsen. Bestand die Belegschaft im Zeitpunkt der Gründung im Jahre 1920 aus ganzen sieben Mann, die in einer Baracke auf der kelinen Allmend untergebracht waren, so sind heute über 250 Personen mit der Lagerung und dem Unterahlt von mehr als 2’600 Rad- und Raupenfahrzeugen und umfangreichem Ersatzmaterial beschäftigt. Auch die übergeordnete Direktion aller Armeemotorfahzeugparks der Schweiz sowie die militärische Verkehrskontrolle haben ihren Sitz in Thun.

Der Militärflugplatz Thun

Der Name der Stadt Thun, sein Waffenplatz und vor allem die K+W Thun sind eng mit der Entstehung unserer Flugwaffe. Die Aufnahme des militärischen Flugbetriebes auf der Thuner Allmend am 1. Juli 1915 fällt zusammmen mit der Aufnahme der Flugzeugproduktion durch die „Abteilung Flug“ in der K+W Thun. Diese Abteilung wurde vom Chefingenieur August Haefeli gegründet und geleitet. Haefeli war vorher bei Henri Farmann in Paris und bei den AGO-Flugzeugwerken in Berlin als Konstrukteur tätig gewesen. Eine Eigenproduktion von Militärflugzeugen in der Schweiz drängte sich auf, weil wir nach Kriegsausbruch von jeder Einfuhr von Kriegsflugzeugen aus dem AUsland abgeschnitten waren. Innert Jahresfrist wurden die ersten sechs DH-1 Doppeldecker mit Doppelrumpf erstellt und eingeflogen. Diesem ersten Baumuster folgten die vielen Schul- und Beobachterflugzeuge sowie weitere Prototypen und Serien unter der bekannten Bezeichnung DH, so etwa der Jagdeinsitzer DH-4. Gegen Ende des Ersten Weltkieges erfolgte der Auftrag für die Kontruktion von 150 Flugzeugen, doch fielen mit dem Kriegsende die Rüstungsaufträge für die K+W Thun grösstenteils dahin. Die neu geschaffene Kriegstechnische Abteilung beschloss dann allerdings den erneuten Eigenbau von Flugzeugen und erstellte auf das Jahr 1923 hin auf der Allmend eine neue Wertsätte und eine Flugzeughalle. Diese ergänzten die vier Hangars und das bescheidene Holzgebäude, das Haefeli als Kontsruktionsbüro dienste. Seit 1928/29 wurden die französischen Dewoitine-Jagdflugzeuge gefertigt, wobei Dewoitine kurze Zeit selber als Fabrikationschef in Thun tätig war. Unter der Leitung der noch heute bekannten Flugpioniere Marcel Touret, Max Buri und Jürg Branger wurden die Kampfflugzeuge entwickelt, die den Einsatzverbänden unserer Luftwaffe während des Zweiten Weltkirges zur Verfügung standen, so die C-35, C-36 und die in Lizenz gebaute Morane.
Der Fluplatz Thun spielte als Ausweichflugplatz dank der asugezeichnetetn meteorologischen Verhältnisse sowie Etappenort der berühmsten internationalen Flugwettkämpfe der zwanziger und dreissiger Jahre auch international eine geweisse Rolle. das Pistenareal wurde von ursprünglich 95’000 m2 sukzessive auf rund 60’000 m2 erweitert. neben dem Flugbetrieb wurde aber auch der Schiessbetrieb auf der Allmend immer intensiver, wobei sich die Piloten mit der Artillerie dahin einigten, dass sie während des Artillerieschiessens nach dem Start nach links abdrehten, statt wie üblich die Rechtsvolte zu fliegen. Spätestens mit der ersten Landung eines Düsenflugzeuges „Vampire“ im AUgust 1947 auf der Graspiste wurde klar. dass nur die Einstellung einer Hartbelagspiste den Weiterbestand des Militärflugplatzes Thun ermöglichen könnte. Die Thuner Behörden setzten sich aber gegen einen Ausbau des Flugplatzes zur Wehr, weil sie mit allzugrossen Beeinträchtigungen durch den Fluglärm in den Wohn- und Entwicklungsgebieten der Gemeinde Thun rechneten. Daraufhin fasste 1953 das Eidgenössische Militärdepartement den Entschluss, den Militärflugplatz Thun aufzuheben. Ende 1955 wurden die Anlagen der K+W Thun und der Fliegertruppen auf der Allmend den Panzertruppen übergeben. Eine weitere Epoche des Waffenplatzes Thun fand damit ihren Abschluss.

Vom Artillerie-Schiessplatz zum Zentrum der Panzerausbildung

Die wichtigsten Phasen der Entwicklung unserereidgenössischen Armee spiegeln sich in vielfacher Weise in der Geschichte des Waffenplatzes Thun wider.
Bis Beginn des Zweiten Weltkrieges war Thun der wichtigste Waffen- und Schiessplatz der Artillerie unseres Landes. Noch bis 1940 waren jährlich zwei Gebirgs- und Feldartillerie-Rekrutenschulen und die Offiziersschule in Thun stationiert. Die immer schweirigeren Verhältnisse für das Schiessen auf der Allmend, verbunden mit dem Mangel an genügenden Unterkünften, führten schliesslich zur Verlegung der Artillerie-Schulen nach Frauenfeld, Bière und Monte Ceneri- Die letzte Offiziersschule wurde in Thun im Jahre 1945 durchgeführt. Heute erinnern einige rudimentäre Anlagen auf der Allmend und am Zielhang, zahlreiche Namen und Bezeichnungen auf dem Waffenplatz sowie die Durchführung der Kurse am Artilleriesimulator 77 an die Zeiten der Artillerie-Hochburg Thun.
Auf zwie wesentliche Erscheinungen, di das Bild des Waffenplatzes Thun während vielen Jahren geprägt haben, haben wir bereits hingewiesen: das Pferd und das Flugzeug. Während das Pferd in der modernen Armee einen immer geringeren Stellenwert einnimmt, nahm die Entwicklung der Flugwaffe ungeahnte Dimensionen an.
Entscheidenden Anteil hatte der Waffenplatz Thun am Nachfolger des Pferdes als Transportmittel, dem Motorfahrzeug. Bereits während des Ersten Weltkrieges war der neue Dienstzweig der Motorwagentruppe entstanden. Mit der Truppenordnung von 1924 wurde sie zur jüngsten Truppengattung. Bereits 1925 wurden in Thun die ersten Kader- und Rekrutenschulen durchgeführt. Die Ausbildung im „Fahren an Ort“ an alten aufgebockten Lastwagenchassis wurde ergänzt durch Fahrübungen im Kasernenareal und zunehmend in der Umgebung von Thun. Staub, Nässe und Kälte dürften zu den eindrücklichsten Erinnerungen der alten „Motorwägeler“ an ihre Ausbildung auf den Naturstrassen im Raume Thun gehören. 1935 wurde die Motortransporttruppe der damaligen Abteilung für Kavallerie und 1937 der Abteilung für Leichte Truppen unterstellt. Die rasche Entwicklung der Motorisierung hatte ihre Ausweikungen auf die Organisationen der Schulen und Kurse und vor allem auch auf die notwendigen Einrichtungen auf dem Waffenplatz. Während die Motorfahrer bis 1948 zentral in Schulen und Kursen der Motortransporttruppe ausgebildet wurden, erfolgte die Schulung der Motorfahrer nach diesem Zeitpunkt bei den entsprechenden Truppengattungen, die der Motorfahreroffiziere oblag weiterhin der Abteilung für Heeresmotorisierung. Neu waren aber ab 1948 die Motormechaniker-Rekrutenschulen auf dem Waffenplatz Thun, die vorerst provisorisch im „Mechanikerdörfli“ auf der vorderen Allmend untergebracht waren, bevor sie 1953 die neu erstellte Halle 5 beziehen konnten. Aus dem vielfältigen Bedürfnissen der Armee für die Belange des Unterhalts- und Reparaturdienstes ergaben sich schliesslich die notwendigen Reorganisationen mit der Truppenordnung 61. Der neu als Abteilung für Transportdienst und Reparaturdienst bezeichneten Dienstabteilung unterstanden fortan alle Belange des militärischen Verkehrs- und Transportwesens und die Ausbildung der Spezialisten des Reparaturdienstes. Die entsprechenden Schulen und Kurse haben ihren Standort auf dem Waffenplatz Thun.
Der Waffenplatz Thun hat eine entscheidende Rolle gespielt sowohl als Waffen- und Schiessplatz der Artillerie, als auch für die organisatorische und materielle Entwicklung dieser Waffe. Eine ähnliche Rolle kommt ihm zu für die Panzertruppen. Dazwischen liegen die Zeiten des Überganges vom Zug- und Reitpferd zum Motorfahrzeug, die Zeiten des Flugbetirbes und der eigentlichen Gründung einer eigenen Flugzeugproduktion, aber auch die Zeiten der Entwicklung unserer beweglichen Kampftruppen vom Motortransport über die Motorisierung zur Mechanisierung. Thun wurde zum Zentrum der Schulung unserere mechanisierten Kampftruppen.

Thun, Waffenplatz der „gelben Truppen“

An der Entwicklung der Mechanisierten und Leichten Truppen, wie sie der Waffenplatz Thun erlebt und massgebend mitgestaltet hat, waren die zahlreichen Instruktoren in den Schulen und Kusren, die Milizkader aller Stufen, die hier ihre Dienste absolvierten sowie in hohem Masse auch die Bundesbetriebe, vorab natürlich die K+W und mit ihr die Gruppe für Rüstungsdienste beteiligt. Wesentlichen Anteil hatten jedoch die Waffenchefs und deren Mitarbeiter. Es war der erste Waffenchef der „Gelben“, Divisonär Jordi, ursprünglich ein Artillerist, welcher der jungen Truppengattung sehr bald und eindrücklich seinen Stempel aufdrückte. Seine Dynamik übertrug aich auf die Truppe und von Anfang an herrschte ein ausgesprochen guter Korpsgeist. Er hat im Jahre 1940 die Dufourkaserne eingeweiht, ein geradezu symbolischer Akt als Beginn des „Panzerplatzes“ Thun. Vorerst allerdings wurden fast ausschliesslich motorisierte Truppen ausgebildet, so die Motorfahrer und Motordragoner, die Funker und später die Strassenpolizisten. Lediglich die vier Leichtpanzer vom Typ Vickers-Carden-Loyd, die 1934 beschafft worden waren, sowie seit 1939 die 24 Leichtpanzer Prada bildeten die bescheidene Panzerflotte unserer Armee während des Zweiten Weltkrieges. Die eigentliche Panzerausbildung setzte mit dem Kauf von 150 Panzerjägern G 13 aus der Tschechoslowakei und deren Auslieferung in den Jahren 1947-1952 ein. Bereits 1952-1954 folgten die Umschulungskurse auf die in Frankreich gekauften 200 AMX, die als LPz51 bezeichnet wurden, und ab 1955 folgten sukzessive die Bestellung aund Ausliefrung von insgesamt 300 Centurion aus England und aus Südafrika. In den sechziger und siebziger Jahren wurden die in der K+W entwickelten und gebauten Panzer 61 und 68 eingeführt und ab 1987 folgte die neue Generation mit der Beschaffung des deutschen Panzers Leopard 2. In der Zwischenzeit erhielten die Panzertruppen und später auch die Genie- und Übermittlungstruppen den Schützenpanzer M 113, der bei den Panzergrenadieren den Universal-Carrier ersetzte. Das Panzermuseum innerhalb der neu erstellten Ausbildungsanlage auf der Allmend legt Zeugnis ab von der Vielfalt der in Thun konstruierten Panzerfahrzeuge, solchen, die bei der Truppe im Versuch oder im Einsatz standenn sowie vielen interessanten Fahrzeugen ausländischer Armeen.
Die rasante Entwiclung der Panzertruppen unserer Armee hatte ihre Auswirkungen auf die Ausbildungsbedürnisse. Man wurde sich aber auch der langfristigen Auswirkungen und Konsequenzen für die Schulung dieser Verbände in einem dicht bewohnten Gebiet bewusst. Der Bau einer Panzerpiste sowie die Erstellung modernster Ausbildungsanlagen mit Simulatoren für die Fahr- und Schiessausbildung wurden zwingend notwendig. Schliesslich bewirkte diese Entwicklung durch ihre vielfältigen Auswirkungen auf die geamte Infrastruktur des Waffenplatzes Thun eine grundlegende Reorganisation der Anlagen der Armee und der Bundesbetriebe, verbunden mit einer klaren räumlichen Aufteilung und Abgrenzung auf dem gesamten Waffenplatzgebiet.
Der Waffenplatz Thun hat in den letzten wenigen Jahren sein Gesicht in einer ungeahnten Weise verändert. Er ist nicht nur der grösste Waffenplatz unseres Landes geblieben, sondern er ist auch der modernste geworden.